Im Jahr 1969 erschien Ernst Troeltschs „Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte“ als Siebenstern-Taschenbuch. In der knappen, pointierten Einleitung schrieb Trutz Rendtorff, Troeltsch habe „die Grundprobleme der Theologie unter den Bedingungen der Neuzeit in die wissenschaftliche Gesamtlage hineingezogen und zugleich die Aufgabe der Theologie verstanden als Ausdruck der Gegenwartsprobleme der neuzeitlichen Welt überhaupt.“ Mit dieser Ausgabe von Troeltschs Absolutheitsschrift lässt sich der Beginn der Troeltsch-Renaissance in der Theologie datieren. Trutz Rendtorffs Einleitung ist dafür die Agenda.
Er war Gründungspräsident der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft im Jahr 1981 und blieb ihr Vorsitzender bis 1994. In diesen Jahren hat der die Ernst-Troeltsch-Gesellschaft zum think tank des liberalen Protestantismus gemacht. Er gehörte zu den Initiatoren der „Ernst Troeltsch Kritische Gesamtausgabe“ und ist der Herausgeber des ersten dort erschienenen Bandes, nicht zufällig „Die Absolutheit des Christentums und die Religionsgeschichte“ (KGA Band 5, 1998). Rendtorffs Einleitungen zu diesem Band und zu den „Schriften zur Bedeutung des Protestantismus für die moderne Welt“ (KGA Band 8, 2001) sind gleichsam der Goldstandard der Troeltsch-Interpretation. Noch 2014 erschien der von ihm herausgegebene Band 6 mit den „Schriften zur Religionswissenschaft und Ethik“.
Trutz Rendtorff hat als Theologe wie als Persönlichkeit christliche Freiheit, intellektuellen Scharfsinn, kulturellen Optimismus und persönliche Aufmerksamkeit vereint. Er war dadurch vielen Mitgliedern der Ernst-Troeltsch-Gesellschaft, die ihn persönlich kannten, mehr als ein akademischer Kollege und Lehrer.
An Heiligabend 2016 ist Trutz Rendtorff im Alter von 85 Jahren in München gestorben. Die Ernst-Troeltsch-Gesellschaft gedenkt seiner in hohem Respekt und mit großer Dankbarkeit.
Friedemann Voigt, den 27.12.2016